14-jährige Thurgauerin stellt 110’000 Personen beim grössten Schützenfest der Welt in den Schatten
Sophia Trunz aus Berg TG hat beim grössten Schützenfest der Welt am Sonntag die volle Punktzahl erzielt. Die Nachwuchs-Schützin gehört damit zu den besten 37 des gesamten Wettkampfs. Ihr Traum ist, eine Profilaufbahn einzuschlagen.
Am Wochenende haben schweizweit knapp 110’000 Personen am Eidgenössischen Feldschiessen teilgenommen. Du hast mit dem Gewehr aus 300 Metern Entfernung das Punktemaximum von 72 erreicht – ein Resultat, das schweizweit nur 37 Schützinnen und Schützen gelungen ist, und im Thurgau nur drei. Wie fühlt es sich an, mit 14 Jahren etwas geschafft zu haben, woran Tausende andere gescheitert sind?
Sophia Trunz: Ich hätte das nicht erwartet, zumal ich das Vorbereitungstraining eine Woche zuvor verpasst habe und zuletzt vor circa einem halben Jahr auf eine B-Scheibe zielte. Beim Feldschiessen ist die Zielscheibe nicht rund, wie üblich, sondern eine Art Viereck, was es schwieriger macht, zu treffen. Auch die Wetterkonditionen waren mit Regen nicht optimal. Ich mag lieber Sonnenschein beim Schiessen.
Was war deiner Meinung nach ausschlaggebend für dein Topresultat?
In dem Moment habe ich es perfekt gesehen und konnte mich optimal zum Schiessen einrichten. Ich wusste, dass es schwierig ist, die maximale Punktzahl zu erreichen und hätte es definitiv nicht erwartet. Aber ich habe jeden einzelnen Schuss schön abgegeben und immer wieder kleine Korrekturen vorgenommen, um noch präziser zu treffen.
Du hast mit dem Sturmgewehr brilliert. Setzt du auch andere Waffentypen ein?
Eigentlich schiesse ich vorwiegend mit anderen Sportgeräten. Mit dem Luftgewehr habe ich vor zweieinhalb Jahren angefangen – seither liegt dort mein Hauptfokus. Ich trainiere damit zwei- bis dreimal pro Woche. Seit Kurzem trainiere ich zusätzlich einmal pro Woche das Dreistellungsschiessen mit dem Kleinkalibergewehr. Das Sturmgewehr nehme ich nur etwa ein- bis zweimal im Monat zur Hand.
Hast du zuvor auch schon an Wettkämpfen teilgenommen?
Mit dem Luftgewehr habe ich bereits viele Wettkämpfe bestritten. Und auch mit dem Sturmgewehr wurden wir bei der Gruppenschweizermeisterschaft U15 mit Mauren-Berg Dritte.
Was bedeutet dir mehr – ein Sieg am Eidgenössischen Feldschiessen oder an der Schweizer Meisterschaft?
An der Schweizer Meisterschaft messen sich die Besten untereinander – also jene, die gezielt und regelmässig darauf hintrainieren. Daher wäre ein Sieg schon mega. Allerdings schiesse ich beim Feldschiessen gegen den ganzen Kanton, was diesen Sieg auch sehr speziell macht.
Wie bist du eigentlich zum Schiesssport gekommen?
Mein Vater hat schon geschossen, aber ausschlaggebend war für mich der Schnuppertag, den ich im Rahmen des Ferienpasses besucht habe. Dort habe ich mich zum ersten Mal am Luftgewehr versucht – und es hat mir sofort sehr gefallen. Seitdem bin ich Mitglied der Schützengesellschaft Mauren-Berg. Ein halbes Jahr später fragte mich der Trainer, ob ich auch Sturmgewehr schiessen möchte.
Gibt es jemanden, der dich besonders inspiriert?
Ein Vorbild für mich ist definitiv Chiara Leone. Sie hat 2024 bei den Olympischen Spielen in Paris Gold mit dem Kleinkaliber gewonnen. Und auch Nati-Schütze Jan Lochbihler, der mich ab und zu trainiert.
Ist Olympia auch ein Ziel von dir?
Ja, mein grosses Ziel ist es, eine Profilaufbahn einzuschlagen. Momentan bin ich Mitglied des Thurgauer Leistungskaders und im Sommer werde ich den PISTE-Test absolvieren, der entscheidet, ob ich ins Regionalkader aufgenommen werde. Ein weiteres Ziel wäre das Nationalkader, was aber potenziell erst in ein paar Jahren erreichbar sein dürfte. Und wer weiss, vielleicht darf ich einmal an internationalen Jugendwettkämpfen teilnehmen. Olympia ist für mich noch sehr weit entfernt – eine Teilnahme ist mein grosser Traum, aber sehr unwahrscheinlich. Letztes Jahr durften nur vier Schützinnen und Schützen von etwa 15 aus dem Schweizer Nationalkader teilnehmen.
(Artikel vom 28.05.2025 - Thurgauer Zeitung)