Delegiertenversammlung «light» des Thurgauer Kantonalschützenverbandes – zu Tränen gerührter Ehrenpräsident
Coronabedingt hat der Vorstand des Thurgauer Kantonalschützenverbandes (TKSV) die Delegiertenversammlung (DV) auf den Vorsommer verschoben. Dies im Bewusstsein, dass zu diesem Zeitpunkt einige Schiessanlässe und andere Veranstaltungen im Kalender stehen. Um trotzdem, nach zwei Jahren Unterbruch, wieder einmal im Rahmen einer DV eine persönliche Begegnung mit den Schützinnen und Schützen und den zugewandten Personen stattfinden zu lassen, und, um sowohl die Gäste wie auch die Delegierten der Vereine und Verbände nicht über Gebühr an einem Sommersamstag zu beanspruchen, wurde entschieden, eine «DV light» durchzuführen. Diese fand am vergangenen Freitag um 19.30 Uhr in der Mehrzweckhalle Hohenalber in Bussnang statt.
Wirtschaftswunderland Bussnang
Der Gemeindepräsident, Ruedi Zbinden, stellt mit interessanten Hinweisen seine flächenmässig grosse Gemeinde vor. In den weitherum bekannten Firmen hat es in Bussnang beinahe gleich viele Arbeitsplätze wie Einwohner, was im Kanton Thurgau einzigartig ist. Stadler Rail, Bamix, Letrona und Greminger Bau sind wohl die bekanntesten unternehmen in der Gemeinde. Bamix stellt in Mettlen täglich 2'000 Stabmixer her und ist in der Welt mit dem echt «Swiss Made» produzierten Gerät bestens bekannt. Stadler ist mit seinen Schienenfahrzeugen auf allen Kontinenten vertreten. Bussnang wird in der Presse manchmal als Wirtschaftswunderland bezeichnet. Es erfüllt Bussnang mit Stolz, wenn der Ort im gleichen Atemzug wie Oslo, New York, Rio de Janeiro, Moskau, Athen und weiteren Standorten genannt wird.
Schützen mit ausserordentlichen Ideen im Verein begeistern
Urs Schneider, den Schützinnen und Schützen aus verschiedenen Rollen bestens bekannt, ist 1975 im zweiten landwirtschaftlichen Lehrjahr in Salvenach erstmals mit dem Schiesssport in Berührung gekommen. Er überbrachte den Gästen und Delegierten an der diesjährigen DV als Schütze, Schützenkollege und als Unterstützer des Schiesswesens das Grusswort.
Nachdem er nach dem Studium und Militär wieder vermehrt in Friltschen anzutreffen war, trat er dem damals schwächelnden Schützenverein Friltschen-Weingarten bei. Umgehend wurde er in den Vorstand, ein Jahr später als Präsident gewählt. Für Urs Schneider ist es nichts Neues, dass es schwierig geworden ist, die Jungen für das Schiessen zu gewinnen, da die vielen Freizeit-Aktivitäten meist attraktiver sind, und die Grundhaltung gegenüber dem Militär in der Gesellschaft kritischer geworden ist. Er ruft die Vereine auf, vermehrt auch «Quereinsteiger» für den Schiesssport zu begeistern. Diese haben meist die Familienplanung abgeschlossen und sind beruflich gefestigt. Sie verlassen nicht mehr wegen einer in der Ferne wohnenden Freundin oder eines aus beruflichen Gründen notwendigen Wohnortwechsels den Verein. Auch nichtlizenzierte Damen und Herren sollen für das Schiessen begeistert werden. Hier sind kreative Ideen gefordert. Vielleicht bleibt die Eine oder der Andere dann doch im Verein hängen. Die Kultur in den Vereinen soll gepflegt und die Organisation perfektioniert werden. Das Schiessen soll selbstbewusst verkauft werden, und die Schützinnen und Schützen sollen wieder selbstbewusster auftreten.
Thurgauer Kantonalschützenfest 2023
Vor der Genehmigung des Betrages von CHF 10'000.00 an das Thurgauer Kantonalschützenfest 2023 (TKSF2023) stellte der OK-Präsident, Dr. Jakob Stark, den Anlass vor. Es soll ein Anlass unter dem Moto Freude, Spass und Begegnung werden. Der OK-Präsident weist darauf hin, dass nebst dem Beitrag der Thurgauer Schützinnen und Schützen noch weitere Sponsoren gesucht werden. Wenn jemand von einer Person oder einer Unternehmung weiss, welche dem Schiesswesen zugetan ist und als Sponsor angefragt werden könnte, kann dies unkompliziert über die Kontakte auf der Homepage des TKSF2023 melden. Das Weitere wird von den Ressortverantwortlichen in die Wege geleitet.
Keine Kollektiv-Rechtsschutzversicherung für die Schützenvereine
Die statutarischen Geschäfte wurden von den Delegierten grossmehrheitlich einstimmig genehmigt. Die erstmals von Peter K. Rüegg präsentierte, von den Revisoren geprüfte Rechnung 2021 wie auch das Budget 2022 wurden von den Delegierten ohne Wortmeldungen genehmigt.
Zu Diskussionen Anlass gab einzig der Vorschlag des Vorstandes, für alle Vereine bei der USS, der Unfallversicherung der Schützen, eine Kollektiv-Rechtsschutzversicherung abzuschliessen. Auf diesen Vorschlag wollten die Delegierten nicht eintreten.
Führungsgremium neu bestellt
Jakob Windler, Mitglied der Pistolenschützen Diessenhofen, hat nach seiner Rücktrittsankündigung vor drei Jahren das Mandat als Chef Pistole in Ermangelung eines Nachfolgers bis zur DV 2022 weitergeführt. Für sein grosses Engagement zu Gunsten der Pistolenschützen ernannten die Delegierten Jakob Windler zum Ehrenmitglied.
2021 hat es der Vorstand unterlassen, sich den Delegierten auf dem schriftlichen Weg zur Wiederwahl zu stellen. Einzig Diego Ruckstuhl wurde neu in das Amt Ressortleiter Gewehr gewählt. Einzelne Exponenten waren der Meinung, dass der Verband damit nicht mehr rechtsgültig entscheiden könne. Dennoch wurde das Verbandsschiff auch 2021 korrekt geführt. An der diesjährigen DV wurde der statutengemässe Zustand wiederhergestellt.
Der Präsident der Pistolenschützen Aadorf stellte den Delegierten das aktive Vereinsmitglied Marc Schoder kurz vor. Im Anschluss wählten die Delegierten den Kandidaten für die restliche Amtszeit bis 2025 einstimmig als neuen Ressortleiter Pistole in den Vorstand. Der Präsident und die übrigen Vorstandsmitglieder wurden ebenfalls einstimmig in ihren Ämtern bestätigt.
Der bereits 2019 zurückgetretene Ressortleiter Gewehr, Charly Wirth, wurde für seine Verdienste mit der Ehrenwappenscheibe ausgezeichnet.
Für die zurückgetretenen und geehrten Mitglieder der RPK, Silvia Lüthi und Ernst Müller, konnten keine Nachfolger gefunden werden. Roman Krucker, Kurt Maurer und Dominik Reis wurden in ihrem Amt als Rechnungsprüfer bestätigt.
Ehre wem Ehre gebührt
Verteilt über die Versammlung wurden verschiedene Schützinnen und Schützen für ihre hervorragenden Leistungen an nationalen und internationalen Wettkämpfen geehrt. Eine besondere Auszeichnung bildet die vom Ehrenpräsidenten Dr. Adolf Josef anlässlich seiner Wahl zum Ehrenpräsidenten im Jahr 1997 gestiftete goldene Verdienstmedaille.
Mit dieser Medaille werden Personen oder Vereine gewürdigt, welche sich im vergangenen Verbandsjahr durch besondere Leistungen im Schiesssport hervorgetan haben. Da 2020 und 2021 keine DV stattfinden konnten, wurden an diesem Abend gleich drei Auszeichnungen übergeben. Heinz Nater wurde vom Ehrenpräsidenten als Dank für seine Leistungen im Zusammenhang mit der Waffeninitiative mit der Medaille 2019 ausgezeichnet. Die 2020er Medaille überreichte Dölf Josef Sandra Tuchschmid (ehemals Stark) als Anerkennung ihrer mit der Pistole erzielten sehr guten Resultate.
Zu Tränen gerührt
Zur Vergabe der letzten Medaille hielt der Präsident, Werner Künzler, in seiner Laudatio Rückblick auf das Schaffen von Dölf Josef zu Gunsten des Schiesswesens. 1977 wurde Dölf Josef zum Präsidenten des damaligen Thurgauer Kantonalschützenvereins gewählt. Nach seinem Rücktritt haben die Delegierten Dölf Josef an der DV 1997 zum Ehrenpräsidenten ernannt. Als Dank für die ihm von den Schützinnen und Schützen zuteil gewordene Ehre spendierte Dölf Josef dem Verband 25 mit dem Jahrgang versehene Verdienstmedaillen. Diese haben die Grösse und das Goldgewicht des 20er Goldvreneli.
Bis heute nimmt der Ehrenpräsident an den Vorstandssitzungen des TKSV teil. Bei kniffligen Fragen kann er aus seinem grossen Erfahrungsschatz schöpfen und den Vorstandsmitgliedern hilfreiche Tipps geben.
In Würdigung dieser ausserordentlichen Leistungen von Dölf Josef hat der Vorstand an einer Sitzung, an welcher der Geehrte ausnahmsweise nicht anwesend war, beschlossen, die letzte Ausgabe der Verdienstmedaille dem Stifter zu widmen.
Sichtlich gerührt und kaum der Worte fähig nahm der Ehrenpräsident die Medaille entgegen. Die Delegierten gratulierten Dölf Josef mit grossem Applaus.
Nachdem unter dem Traktandum «Verschiedenes+» keine Wortbegehren erfolgten, bedankte sich der Präsident bei der SG Lanterswil-Friltschen, welche die DV ausrichtete, sowie der Gemeinde Bussnang für das Gastrecht.
Anschliessend konnten an der von den Schützen eingerichteten Bar interessante Gedanken ausgetauscht werden.
Peter K. Rüegg, TKSV
Abt. Kommunikation